Somatic Experiencing
Ein Überblick
Somatic Experiencing (SE) ist eine körperorientierte Methode zur Traumabewältigung, die von Dr. Peter Levine entwickelt wurde. Der Ansatz konzentriert sich darauf, die im Körper gespeicherten physischen und emotionalen Auswirkungen von traumatischen Erfahrungen sanft zu lösen. Hier ist eine Zusammenfassung der wichtigsten Prinzipien und Techniken.

Grundprinzipien von Somatic Experiencing
SE basiert auf der Annahme, dass Trauma nicht primär durch das Ereignis selbst verursacht wird, sondern durch die im Nervensystem „eingefrorene“ Überlebensenergie, die nicht vollständig verarbeitet oder entladen wurde. Diese Blockade kann zu einer dysfunktionalen Regulation des Nervensystems führen.
Kernkonzepte
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Trauma als physiologisches Phänomen: Trauma wird als Störung des autonomen Nervensystems verstanden, nicht nur als psychologische Angelegenheit.
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Selbstregulation des Nervensystems: Ziel ist es, das Gleichgewicht zwischen Sympathikus (Kampf- oder Fluchtreaktion) und Parasympathikus (Ruhe- und Regenerationsreaktion) wiederherzustellen.
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Arbeit im „Window of Tolerance“: SE hilft Klienten, innerhalb eines emotionalen Toleranzbereichs zu bleiben, um Überwältigung oder erneutes Erleben des Traumas zu vermeiden.
Techniken in Somatic Experiencing
Tracking (Spüren und Wahrnehmen):
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Klienten lernen, die inneren Körperempfindungen bewusst wahrzunehmen und zu „tracken“.
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Dies schärft das Bewusstsein für körperliche Spannungen, Emotionen und subtile Veränderungen.
Pendeln:
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Pendeln bedeutet, zwischen angenehmen und unangenehmen Empfindungen im Körper hin- und herzugehen.
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Ziel ist es, das Nervensystem langsam an die Bearbeitung des Traumas heranzuführen, ohne es zu überfordern.
Vervollständigen von Überlebensreaktionen:
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Oft werden Kampf-, Flucht- oder Erstarrungsreaktionen während eines Traumas unterbrochen.
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SE hilft, diese unvollendeten physiologischen Reaktionen in kleinen, sicheren Schritten abzuschliessen.
Ressourcenarbeit:
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Klienten werden angeleitet, innere oder äussere Ressourcen (z. B. positive Erinnerungen, Unterstützung von anderen) zu nutzen, um Sicherheit und Stabilität aufzubauen.
SE nutzt subtile und schrittweise Methoden, um das Nervensystem sanft zu regulieren, ohne eine Überforderung oder erneute Traumatisierung hervorzurufen. Zu den Techniken gehören:
Die Rolle des Körpers in der Traumaverarbeitung
Traumatische Erfahrungen hinterlassen Spuren im Körper. SE arbeitet mit diesen somatischen Erinnerungen, um:
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Eingeschlossene Überlebensenergie sicher zu entladen.
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Muskelverspannungen, Bewegungsblockaden oder sensorische Überempfindlichkeit zu lösen.
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Die Verbindung zwischen Körper und Geist wiederherzustellen.
Die Rolle des Therapeuten
Der Therapeut agiert als achtsamer Begleiter und bietet einen sicheren, stabilen Raum, um die Erfahrung des Klienten zu erkunden. Wichtige Aspekte der Begleitung:
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Co-Regulation: Der Therapeut hilft, die emotionale und körperliche Aktivierung des Klienten zu stabilisieren.
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Sanftheit: Die Arbeit erfolgt schrittweise, um Überwältigung zu vermeiden.
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Empathisches Zuhören: Der Fokus liegt auf dem individuellen Tempo des Klienten.
Biologische Grundlagen
SE basiert auf Beobachtungen aus der Tierwelt. Tiere verarbeiten traumatische Ereignisse wie Angriffe durch:
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Intensive körperliche Bewegungen (z. B. Zittern oder Flucht), um überschüssige Energie freizusetzen.
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Die Fähigkeit, nach dem Ereignis schnell wieder in einen entspannten Zustand zurückzukehren. SE unterstützt Menschen dabei, ähnliche biologische Mechanismen zu aktivieren, um die eingefrorene Energie des Traumas aufzulösen.
Ziele von Somatic Experiencing
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Lösen von Spannungen und Blockaden: Die eingeschlossene Energie wird behutsam freigesetzt.
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Stärkung der Resilienz: Das Nervensystem wird stabiler und reagiert flexibler auf Stress.
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Wiederherstellung des Gleichgewichts: Das autonome Nervensystem findet zu einer gesunden Regulation zurück.
Indikationen für Somatic Experiencing
SE kann bei einer Vielzahl von Traumata und stressbedingten Beschwerden helfen, darunter:
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Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
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Chronischer Stress und Burnout
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Angststörungen und Depressionen
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Körperliche Beschwerden wie chronische Schmerzen, die mit Trauma zusammenhängen
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Emotionale Dysregulation und Bindungstraumata
Fazit
Somatic Experiencing ist ein sanfter, aber tiefgreifender Ansatz, der Körper und Geist zusammenführt, um die heilenden Kräfte des Nervensystems zu aktivieren. Durch schrittweise Entladung und Integration von Trauma bietet es Betroffenen eine nachhaltige Möglichkeit, psychisches und körperliches Wohlbefinden zurückzugewinnen.
Mehr Informationen zu dieser Methode finden Sie hier:
https://se-ch.com/de/was-ist-se/
https://www.somatic-experiencing.de/